Sicher haben Sie das schon öfter gehört: Der Pro der Golfanlage sagt oder zeigt sogar, dass es für ihn und damit vielleicht für andere auch möglich ist, den Ball blind zu treffen. Das stimmt zwar, sagt aber nichts darüber aus was es bedeutet, tatsächlich blind Golf zu spielen, weil das ganze „Drumherum“ auch belastend ist.
Nur locker in gewohnter Umgebung den Ball anzusehen, den Schläger hinter den Ball zu stellen, die Augen zu schließen und ihn zu treffen, ist nicht die Belastung, der ein blinder Spieler überwiegend ausgesetzt ist.
Um das erstmals zu demonstrieren und beurteilen zu können, wurden dem Spieler Johannes Düvel, HCP 18,8, schon an seinem Wohnort Heiligensee die Augen verbunden. Für seine Sicherheit sorgte Elke Burmann, die für die Betreuung blinder Spieler ausgebildet ist.
Johannes Düvel musste die Eindrücke der Autofahrt zum Golfclub Kallin (GCK) aushalten; die Eingangstreppe und die Anmeldung bewältigen und wurde dann in die Trainingseinheit des blinden Spielers Bernd Walsch eingewiesen.
Auf dem Weg an das Chipping-Green galt es einige Clubmitglieder zu begrüßen. Trainiert wurden Chipps aus 10, 20 und 30 m, Pitchs auf 58 m und Putts aus 5 m. Nach ca. 2 Stunden durfte Johannes die Blindenbinde wieder abnehmen und auf der wunderschönen Terrasse berichten, wie er sich gefühlt hat.
Bestätigt hat sich eindeutig, dass er als guter Spieler tatsächlich den Ball treffen kann, trotz der mentalen Belastung der kompletten Blindheit. Die sachkundigen Hilfen von Elke Burmann halfen ihm, den Ballflug als Hörspiel zu erleben und die Dosierung des Schwungs anzupassen. Wenn ihm jetzt Sascha Orlic noch zeigen würde, wie er den Schläger „andocken“ kann um Sweetspot-Verschiebungen zu vermeiden, würde er sein Trainingsergebnis mit Sicherheit verbessern. Das störendste Gefühl war wohl die Abhängigkeit vom Caddie und nicht zu wissen, wo und wie man im „Raum“ steht und wer einen beobachtet. Das müssen Blinde auch über viele Jahre unterdrücken oder beherrschen lernen.
Ich war überrascht, wie gut die Trainingseinheit von Johannes bewältigt wurde und danke nochmals ausdrücklich Elke Burmann und Philipp Kannengießer, die uns betreut haben und natürlich Johannes Düvel, der sich dieser Aufgabe gestellt hat. Wer das nachempfinden möchte, kann mich ansprechen.
Euer Handicapped Captain
Bernd Walsch