Golf spielen in einer echten Natur-Oase – Landrat und Bürgermeister statten Golfanlage Kallin einen Besuch ab – der Geschäftsführer will künftig verstärkt am Image des Golfsports arbeiten
Da zeigte sich auch Landrat Roger Lewandowski (CDU) beeindruckt: „Das sieht aus wie Kunststoff, aber es ist wirklich gemäht“ lobte er den flachen Rasen des Grüns, wo die Golfer bei ihrem Spiel „einlochen“ oder „Putten“ wie der Fachmann sagt. Und er erfuhr, dass neben der Pflege durch den Greenkeeper und sein Team unter anderem auch spezielle Rasensorten für das perfekte Erscheinungsbild der Grünfläche verantwortlich sind. Begleitet vom Nauens Bürgermeister Manuel Meger (LWN) besuchte Lewandowski am Freitag den 22.09.2023 auf seiner Tour durch mehrere Ortsteile von Nauen auch den Golfplatz in Kallin, der am Rande des Landkreises liegt. Unter Golfern ist die 90 Hektar-Anlage eine feste Größe. 1500 Mitglieder gibt es, rund 1000 kommen aus Berlin-Brandenburg. Darüber hinaus ist die Anlage in der Bevölkerung der Region aber kaum bekannt. Sehr zum Leidwesen von Marcel Behnke, Geschäftsführer der Golfanlage Kallin Betriebs GmbH.
Dabei sei der Golfsport gar nicht so elitär, wie viele denken, sagt er. „Das Image ist wirklich ein Problem. Es heißt häufig: Golf ist nur für Reiche. Dabei haben wir für jede Altersgruppe und für jede Einkommensstruktur eine Mitgliedschaft. Für Kinder gibt es die schon ab 50 Euro im Jahr“, sagt er. Ein anderes Vorurteil sei, dass Golf nur für Alte etwas sei, dass es langweilig sei. Aber das stimmt nicht“ sagt er. Viele junge Leute würden sich dafür interessieren, nutzen gerne auch die modernen Golfcarts, um zum Ziel zu gelangen. Jeden Samstag werden nach Anmeldung unter anderem Schnupperkurse für 9,00 Euro angeboten. Auch andere Kurse sind im Angebot.
„Wir müssen in Zukunft am Image arbeiten und daran müssen sich auch die Golfer selber beteiligen.“
Marcel Behnke
Geschäftsführer der Golfanlage Kallin Betriebs GmbH
„Wir müssen in Zukunft am Image arbeiten und daran müssen sich auch die Golfer selber beteiligen.“ Um sich zu öffnen, habe man in der Vergangenheit auch schon Kooperationen mit Schulen gehabt, so dass auch Klassen zu einer Projektwoche erschienen sind. Und in der Region arbeite man beispielsweise beim Tag der offenen Tür mit der Freiwilligen Feuerwehr in Börnicke zusammen. „Wir unterstützen die Feuerwehr und haben auch die Kirche bei der Renovierung unterstützt.“
Neben der verstärkten Jugendarbeit im Sport hat sich die Golfanlage zum Ziel gesetzt, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern“, sagt Behnke. So sollen Schüler für das Thema Biodiversität sensibilisiert werden. Dazu würde unter anderem auch der Bau von Nistkästen und Insektenhotels für die Golfanlage gehören.
Zudem wirbt Behnke dafür, das Restaurant auf dem Gelände zu besuchen. „Viele denken, dass es nur für Clubmitglieder ist. Aber das ist nicht der Fall. Jeder kann zu uns kommen“, sagt er und verspricht einen herrlichen Terrassenblick in die Natur. Saisonale Produkte stehen regelmäßig auf der Speisekarte. Bis Ende Oktober ist von Mittwoch bis Sonntag geöffnet, danach ändern sich die Öffnungszeiten. Behnke würde sich wünschen, dass er direkt an der B273 Schilder aufstellen kann, um für das Restaurant zu werben. Die kleinen grünen Schilder an der Straße seien zu unscheinbar.
Seit nunmehr über 30 Jahren kann in Kallin Golf gespielt werden – auf einer Fläche, auf der früher Getreide und Kartoffeln angebaut wurden. Zur Verfügung stehen eine 18-und ein 9-Lochanlage. Entstanden ist zudem eine Naturlandschaft mit Lebensraum für verschiedene Amphibienarten. Dazu gehören 35.000 Quadratmeter Wasserfläche in acht Teichen. Und diese machen Marcel Behnke jetzt große Sorgen. Denn die Teiche – auch wichtig für die Biodiversität – müssen dringend saniert werden. Die Folien, die eigentlich das Wasser halten tun dies nicht mehr so recht. So muss es immer wieder aufgefüllt werden.
„Mein Traum war es schon immer, eine Golfanlage zu führen und aufzubauen. Das ist mein Leben“
Marcel Behnke
Geschäftsführer der Golfanlage Kallin Betriebs GmbH
„Die Sanierung wird mehrere 100.000 Euro kosten. Das schaffen wir alleine nicht“, sagt Marcel Behnke. So hofft er auf Fördermittel, um die Flora und Fauna sowie die Artenvielfalt auf dem Gelände erhalten zu können. „Wir haben sonst nie nach Förderprogrammen gerufen, aber da brauche ich jetzt Unterstützung“. Der Landrat konnte nichts versprechen, sicherte aber zu, einen Kontakt zum Bereich Natur und Landwirtschaft in seiner Behörde herzustellen. „Die haben einen guten Überblick, was es ins gesamt an Förderprogrammen zu dem Thema gibt“.
Marcel Behnke selber spielt seit seinem zehnten Lebensjahr Golf. Und er war auch mehrere Jahre Mitglied im Jugendkader des Golfverbandes Berlin-Brandenburg. Zuvor hatte er Hockey gespielt. Freunde machten ihn dann aufs Golfspielen aufmerksam. „Mein Traum war es schon immer, eine Golfanlage zu führen und aufzubauen. Das ist mein Leben“, sagt der Vater zweier Kinder. „Das ist hier Natur pur, eine echte Oase.“
Seit 2015 ist der Berliner Mitglied in der Golfanlage Kallin, seit 2018 lenkt der 40-Jährige die Geschicke der Anlage als geschäftsführender Gesellschafter. „Ich schätze am Golf die Natur und die Herausforderung, die kleine weiße Kugel dahin zu schlagen, wo ich sie hinhaben möchte. Das klappt natürlich nicht immer. Außerdem kann man hier mit Jung und Alt spielen“, sagt er.
Für Meger und Lewandowski gab es beim Besuch in Kallin auch noch einen praktischen Teil. Unter Anleitung von Golf-Trainer Aaron Keller, einer von 20 Mitarbeitern auf dem Gelände, übten sie mal eben das Putten – mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Quelle: Ein Bericht vom Journalisten Andreas Kaatz der Märkischen Allgemeinen Zeitung
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